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17. November 2024Das große Exklusiv-Interview mit Daniel Drexel
Daniel Drexel, einer von sechs österreichischen Fahrern in der Saison 2024 der ADAC GT4 Germany, spricht im Exklusiv-Interview mit „Sass Motorblog“ über seine Anfänge im Motorsport, welchen Faktor Razoon-Teamchef Dominik Olbert gespielt hat, sein Debüt auf dem Red Bull Ring, seine größten Erfolge im Motorsport, den Umstieg von der KTM auf den Porsche, die Saison 2024 und wie der Plan für 2025 aussieht.
Zwei neunte Plätze, fünf Top-15-Ergebnisse und Gesamtrang 19: So sieht die Saisonbilanz in der ADAC GT4 Germany für den in Graz lebenden Daniel Drexel aus. Der Österreicher, der für Razoon – more than racing an den Start geht und das Vertrauen von Teamchef Dominik Olbert genießt, blickt trotz all der Rückschläge auf ein erfolgreiches Debütjahr in der DTM-Rahmenserie zurück.
Besonders stolz zeigt sich Drexel über das Finale in Hockenheim, bei dem er zusammen mit Neo-Teamkollege Adrian Rziczny am Sonntag von Startplatz 18 auf einen „hart erarbeiteten“ neunten Rang gefahren ist.
Über Histo Cup auf den Red Bull Ring
Doch auch Drexel hat vor seinem GT4-Hoch einst klein angefangen. Der Vater war 2019 bereits in der KTM-Markenserie unterwegs, Drexel fasste mit ein paar Fahrten Fuß und „wollte 2020 eine volle Saison fahren“, musste das aber wegen der Covid-19-Pandemie auslassen. Weil noch vor der Saison 2021 die Serie eingestellt wurde, sah man sich im Hause des gebürtigen Salzburgers anderweitig um.
Eine tragende Rolle spielte Olbert, der, so erzählt es Drexel, „uns ein Angebot gemacht hat, ein Jahr im Histo Cup mitzufahren.“ Der Österreicher machte sich so gut, dass er 2022 für eine volle Saison in der GTC-Race-Meisterschaft anheuerte. Im Saisonverlauf kam es sogar zum Debüt in der ADAC GT4 Germany, die damals noch als Rahmenserie der ADAC GT Masters firmierte. Dieses fand auf dem Red Bull Ring, dem Heimspiel von Drexel und Razoon – more than racing, statt.
„Das kam zustande, weil die GTC damals nicht auf dem Red Bull Ring gefahren ist. Wäre sie das, wäre ich nicht in der GT4-Meisterschaft gestartet“, blickt Drexel auf seinen Gaststart vor Freunden und Familie zurück und betont: „Ich wollte unbedingt ein professionelles Rennwochenende auf dem Red Bull Ring bestreiten.“
Immerhin: In der KTM mit der Startnummer 14 reichte es zusammen mit dem nunmehrigen Porsche-Carrera-Cup-Piloten Horst Felix Felbermayr, dem Sprössling der weltweit bekannten Felbermayr Holding GmbH, für Platz 23 am Samstag und Position 12 am Sonntag.
2023: Langstrecke ist die Paradedisziplin
Nach dem Debütjahr 2022 folgte für den Wahl-Grazer der nächste Schritt im Motorsport: die Langstrecke – und das mit großem Erfolg. Denn der Rennstall von Dominik Olbert triumphierte 2023 bei den 24 Stunden von Dubai, in Abu Dhabi gewann man die Middle East Trophy und bei den 24 Stunden von Barcelona eroberte man in letzter Minute den Sieg in der GTX-Klasse.
„2023 war sehr binär. Dubai war ein Riesenerfolg für uns. Wir waren die Ersten, die es geschafft haben, die KTM in der GTX-Klasse über die 24 Stunden durchzubringen. Allgemein lief die Langstreckensaison sehr gut, wir haben eine Woche später die Middle East Trophy in Abu Dhabi gewonnen. Und bei den 24H Barcelona im September (Saisonfinale der 24H GT Series, Anm.) haben wir die GTX-Klasse gewonnen. Das war ein unglaubliches Finale, weil wir erst 20 Minuten vor Ende die Führung erobert haben“, blickt Drexel mit Stolz auf seine bis dato größten Motorsport-Erfolge zurück.
Allerdings gab es auch Rückschläge. „Dafür lief die GTC überhaupt nicht. Wir hatten mit technischen Problemen und Unfällen zu kämpfen. Und KTM hatte den GT4 quasi abgeschrieben, was es uns umso schwieriger machte. Das war auch der Grund, weshalb wir für 2024 auf den Porsche (718 Cayman GT4 RS CS, Anm.) gewechselt sind“, sagt er.
Wechsel auf Porsche: „Als müsste ich das Autofahren neu lernen“
Der Fahrzeugwechsel entpuppte sich für Drexel als große Herausforderung. „Ich habe eine halbe Saison damit verbracht, den Porsche fahren zu lernen. Es war so, als müsste ich das Autofahren neu lernen. Der Porsche ist im Vergleich zur KTM völlig anders zu fahren“, gesteht der Rennfahrer sowie Student der Paris Lodron Universität Salzburg. „Die KTM war das ultimative low-power- und low-top-speed-Auto und glich eher einem Prototyp. Die Bremspunkte waren sehr spät und ich habe die X-Bow eigentlich immer über die Vorderachse rutschen lassen“, fasst er einen der Unterschiede zusammen, um kurz darauf abzurunden: „Der Porsche ist hingegen komplett anders. Der hat viel mehr Leistung, ist das schnellste Auto auf der Geraden und ist ca. 300 Kilogramm schwerer. Du merkst einfach, dass du ein Auto fährst. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht.“
Trotz der Umstellung fand Drexel, der für die Saison 2024 der ADAC GT4 Germany den Deutschen Adrian Rziczny an seine Seite bekommen hatte, schnell in die Spur. In einem „sehr starken Fahrerfeld“ fuhr man im #40-Porsche beim Auftakt in Oschersleben auf die Plätze 20 und 17. Im Hause Razoon sei man „zufrieden“ gewesen, weil man mit der Konkurrenz „mitfahren“ konnte.
An den drei folgenden Wochenenden auf dem Lausitzring, auf dem Norisring und auf dem Nürburgring beendete das Duo jeweils nur eines der beiden Rennen. Zwischen den Plätzen 18 (Lausitz-Sonntag), 17 (Norisring-Samstag) und 14 (Nürburgring-Sonntag) seien die Ausfälle „wirklich frustrierend“ gewesen. Gerade das DNF in Klettwitz schlug bei Drexel besonders tief, denn Teamkollege Rziczny gelang mit Qualifying-Platz sechs eine wahre Sensation, nur um kurze Zeit später im Zuge eines Startunfalls auszuscheiden.
Auf dem Norisring hatte man bereits vor dem Training gegenüber der Konkurrenz einen großen Nachteil. „Wir hatten ein technisches Problem, das wir allerdings nicht verstanden. Wir hatten da einen richtigen Wurm drinnen“, klärt Drexel auf, brachte es aber zusammen mit Rziczny ohne echte Vorbereitung immerhin auf einen 17. Platz beim Samstagslauf.
Erst beim Heimspiel auf dem Red Bull Ring platzte der Knoten mit den Plätzen 13 und neun so richtig. „Der Befreiungsschlag kam schließlich am Sonntag. Es war für uns wie eine Erlösung“, gesteht der gebürtige Salzburger.
Hockenheim-Ergebnis „hart erarbeitet“
Mit „voller Motivation“ und dem Selbstvertrauen, dass man „Ergebnis aus Österreich wiederholen“ könne, reiste der österreichische Rennstall Razoon – more than racing mit den beiden Piloten zum Finale nach Hockenheim. Auf der ehemaligen Formel-1-Strecke erfüllte das Duo die eigene Vorgabe zur Gänze. Nach einem 13. Platz am Samstag brillierte man mit Position neun am Sonntag nochmals.
„Wir sind von Platz 18 gestartet und haben uns das Ergebnis hart erarbeitet“, blickt Drexel zurück und sieht trotz Platz 19 in der Gesamtwertung für Saison 2025 Verbesserungsbedarf: „Wir müssen uns im Qualifying steigern. Tun wir das, dann geht in den Rennen noch mehr.“
Aber: „Im Grunde war das Jahr, trotz der Rückschläge, von Anfang an für mich ein Lernjahr. Ich habe nie so wirklich auf die Gesamtwertung geschaut, sondern ich wollte mich fahrerisch einfach nur verbessern – und das ist mir gelungen. Es ist im Endeffekt positiv verlaufen, weil Adrian und ich zweimal in die Top-Ten gefahren sind.“, sagt der Österreicher.
Während Drexel im Saisonverlauf „nur“ um die Gesamtwertung fuhr, war Teamkollege Rziczny parallel dazu auch in der 24 Fahrer starken Junior Trophy aktiv. Ob das für eine Veränderung bei der Vorbereitung auf das Wochenende gesorgt hat?
„Nein, die Junior Trophy war bei uns keine große Diskussion“, gibt sich der Wahl-Grazer entscheidend und führt fort: „Das ist eher eine Wertung, die erst wirklich beim Finale in Hockenheim (Rziczny spielte um den Trophy-Sieg allerdings keine Rolle, Anm.) beachtet wird. Der Sieg wäre zwar ein cooler Bonus gewesen, hatte bei uns aber keine Priorität.“
2025: „Zu 95 bis 99 Prozent fix“
Doch wie geht die Motorsport-Karriere des Studenten der Paris-Lodron Universität Salzburg – Drexel absolviert dort einen Lehrgang zum akademischen Sportjournalisten – weiter?
„Ich denke schon, dass es auch 2025 in der ADAC GT4 Germany weitergehen wird“, gibt er sich mit klaren Worten und ergänzt: „Ich weiß nicht, was dem im Wege stehen soll. Ich sage mal, dass es zu 95 bis 99 Prozent fix ist, dass ich starten werde.“
Auf Nachfrage betont Drexel, beim Rennstall von Dominik Olbert bleiben zu wollen. Er fühle sich dort heimisch und sehe, aufgrund der Erfolge sowie der Teamchemie, keinen Grund, neue Farben tragen zu wollen.
Über den Verbleib ist sich Drexel gar so sicher, dass er bereits einen Ausblick auf die neue Saison, die am 26. April in Oschersleben als Rahmenprogramm der DTM starten wird, gibt: „Nächstes Jahr werden wir mit mehr Erfahrung zu den Strecken reisen. Das Team wird dann, vor allem mit dem Porsche, mehr Erfahrung, Daten und Wissen haben.“
Text: Alessandro Righi | Left Turnes Only
Bilder: Mario Herzog | Herzog Sportfoto