WEC | BMW M Team WRT kämpft beim Heimspiel mit Rückschlägen
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13. Mai 2024Jota-Porsche siegt mit glücklichem Händchen und klarem Speed gegen den Werks-Porsche #6 – Mick Schumacher womöglich durch Regeln um Podiumsplatz gebracht
Überstunden in Spa-Francorchamps: Nach einer zweistündigen Unterbrechung wegen des Horrorunfalls von Earl Bamber gingen die 6 Stunden von Spa 2024 erst kurz vor 21 Uhr zu Ende. Jota Sport sorgte für einen sensationellen Sieg und den ersten Gesamtsieg eines Privatteams in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) seit Rebellion Racing in Austin im Februar 2020.
Der Jota-Porsche #12 von Will Stevens und Callum Ilott war eines von drei Fahrzeugen, die das Glück hatten, ihren vorletzten Boxenstopp kurz vor dem Abbruch absolviert zu haben und somit den großen Vorteil hatten, nur einmal anhalten zu müssen.
Die anderen Fahrzeuge waren der Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor; 2.), aber selbst Kevin Estre konnte Callum Ilotts Jota-Porsche nicht mehr einholen, und der Alpine #36 (Lapierre/Schumacher/Vaxiviere; 12.) rund um Mick Schumacher. Und hier wurde es kontrovers.
Doch dann kam der Abbruch. Schumachers Teamkollege Matthieu Vaxiviere war gerade überrundet worden, als die Rote Flagge fiel. Somit lag der Alpine beim Neustart hinter dem Safety-Car (SC) hinter dem Führenden. Die #50 bog dann zum sogenannten „Emergency Service“ in die geschlossene Boxengasse ab, weil der Tank leer war.
Vaxiviere befand sich nun hinter dem Safety-Car, aber vor dem neuen Führenden, zu diesem Zeitpunkt der Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi). Er erhielt jedoch keinen Wave-By, der ihn wieder ans Ende des Feldes gebracht hätte. So wurden Schumacher, Vaxiviere und Nicolas Lapierre um einen möglichen Podestplatz gebracht.
Motorsport-Total.com hat bei FIA und ACO nachgefragt, warum es keinen Wave-by gab. Wir werden das in den nächsten Tagen aufklären. Vaxiviere blieb quasi eine Runde im Rückstand und beendete das Rennen auf Platz zwölf statt auf Platz drei, der ihm bei einem Wave-by sicher gewesen wäre.
Viermal FCY, zweimal SC und einmal Rot
Kalt erwischte der Abbruch alle anderen Fahrzeuge, die unmittelbar nach dem Restart ihren vorletzten Boxenstopp einlegen mussten, allen voran die werksseitig eingesetzten Ferrari 499P und der Proton-Porsche #99 (Tincknell/Jani/Andlauer; 6.). Diese hatten das Rennen über weite Strecken bestimmt.
Julien Andlauer war im Proton-Porsche der Star der Anfangsphase und zog mit zwei sehenswerten Manövern zunächst an Alex Lynn im Cadillac #2 (Bamber/Lynn; DNF) und dann an Frederic Makowiecki im Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki; DNF) vorbei. In der Folge baute er seinen Vorsprung sukzessive aus, während sich die Ferrari von den Startplätzen zehn und 19 durch das Feld kämpften.
Nach 90 Minuten gab es eine Safety-Car-Phase, die Ferrari sehr entgegenkam, da die Abstände neutralisiert wurden. Hinzu kam ein Drama bei Proton Competition, weil Jani nach dem Boxenstopp die Tür des privat eingesetzten Porsche 963 nicht schließen konnte. Die „Spiegelei“-Flagge war bereits geschwenkt, als es Jani doch noch irgendwie gelang, die Tür zu schließen. Die #99 ist daher noch „under investigation“.
Nach dem Restart nach fast einer dreiviertelstündigen Safety-Car-Phase wegen Leitplankenreparaturen konnte Jani die Führung zunächst verteidigen. Nach einer Full-Course-Yellow, von denen es neben den Safety-Cars und dem Abbruch insgesamt vier gab, konnte Jani die Führung aber nicht mehr verteidigen. James Calado zog vorbei, als Jani ausgangs Raidillon von einem überrundeten Fahrzeug aufgehalten wurde.
Dieses Szenario wiederholte sich, als Fuoco von einer ähnlichen Szene profitierte. Hätte Jani den dritten Platz an Bamber verloren, wäre es das dritte Mal gewesen, dass er durch ein langsameres Fahrzeug vor ihm in Raidillon einen Platz verloren hätte. Doch Bamber verschätzte sich und kollidierte mit dem WRT-BMW #31 (Leung/Gelael/Farfus), für den das Rennen ebenfalls beendet war.
Für Cadillac war der Unfall, der auf eine Fehleinschätzung von Earl Bamber zurückzuführen war, besonders bitter, da man sich durchaus Chancen auf den dritten Platz ausgerechnet hatte. Ganassi hatte im ersten Stint den gleichen Reifensatz wie im Qualifying verwendet, was den blauen Boliden auf Platz zehn zurückwarf. Danach pflügte Bamber auf besseren Reifen durchs Feld – bis zum verhängnisvollen Fehler.
Ferrari am schnellsten, aber mit Abbruch-Pech
Nach dem Restart gewannen erwartungsgemäß die Ferrari das Rennen derer, die zweimal stoppen mussten, der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen) vor dem Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 4.). Zum zweiten Mal in Folge verlor AF Corse einen sicheren Doppelsieg, diesmal jedoch nicht durch eigenes Unvermögen, sondern durch schlichtes Pech.
Der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries; 7.) lag bereits auf dem fünften Platz, erhielt aber nach zwei Verwarnungen, einer Geld- und einer Durchfahrtsstrafe kurz vor Schluss noch eine 5-Sekunden-Strafe. Damit reichte es zu Platz sieben hinter dem Proton-Porsche und dem Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa; 6.), der seinerseits zu Beginn des Rennens eine 5-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe absitzen musste.
Die letzten Punkte gingen an den AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Schwarzman/Ye; 8.), für den diesmal nur der dritte Platz in der Wertung für private Hypercars blieb, den Alpine #35 (Chatin/Gounon/Milesi; 9.) und den Peugeot #93 (Jensen/Müller; 10.). Peugeot leidet noch immer unter seiner Einstufung.
Auch der Porsche #5 schied nach starker Anfangsphase aus. Michael Christensen machte einen Fehler in Blanchimont, setzte heftig auf und schlug anschließend nach links heftig in die Bande ein. Der Aufprall war so heftig, dass das Hybridsystem aussetzte und sich nicht mehr starten ließ – Ende der Dienstfahrt.
Manthey-Märchen und Iron-Lynx-Drama
Manthey Racing gelang die Sensation – ein Doppelsieg der Porsche 911 GT3 R LMGT3 nach einer Nachtschicht nach dem Unfall von Alex Malichin in der Hyperpole. Der Manthey-Porsche #92 (Malichin/Sturm/Bachler; 2.) ging als Führender in die letzte Runde, musste aber das Schwesterauto #91 passieren lassen. Der Sieg ging somit an Yasser Shahin, Morris Schuring und Richard Lietz.
So wurde es Platz drei, gefolgt vom Schwesterfahrzeug #85 (Bovy/Frey/Gatting; 4.). Die „Iron Dames“ hätten gute Chancen auf den Sieg gehabt, wenn das Rennen unter Grün durchgelaufen wäre, denn Sarah Bovy fuhr bis zum ersten Safety-Car einen Vorsprung von 40 Sekunden heraus. Dieser war aber bereits durch das erste SC nach 90 Minuten dahin.
WRT erlebte beim Heimspiel ein schreckliches Wochenende. Neben Sean Gelael wurde auch der WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/Martin) durch eine Kollision mit einem Hypercar aus dem Rennen gerissen. Dabei handelte es sich um den Jota-Porsche #38 (Button/Hanson/Rasmussen; DNF), der seinerseits mit dem BMW #20 von Rene Rast kollidiert war, was Rast eine Strafe einbrachte.
Bilder: Mario Herzog | Herzog Sportfoto
Text: Motorsport-Total.com