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25. März 2020Hans Heyer und sein gewagter Plan beim Grand Prix am Hockenheimring 1977
Am 31 Juli 1977 fand der elfte WM-Lauf der Formel 1 in Hockenheim statt.
Die Rückkehr der Formel 1 im Jahre 1977 war die Folge der immer schneller werdenden Formel 1 Wagen und die unsicheren Verhältnisse am Nürburgring.
Der damalige Rennfahrer Jackie Stewart, setzte sich damals als Erster für die Sicherheit in der Formel 1 ein und prägte den Spitzname des Nürburgrings die „grüne Hölle“ bis heute.
Bis auf wenige Pausen wie z.B. 1970, als die Formel 1 auch in Hockenheim gastierte und Jochen Rindt als Sieger hervorging, war der Nürburgring offizieller WM Lauf der Formel 1.
Durch den schweren Feuerunfall von Niki Lauda 1976 und die damaligen schlechten Sicherheitsvorkehrungen, machte die Formel 1 1977 wieder halt am Hockenheimring.
Die Formel 1 trat in Hockenheim mit einem vollen und starken Feld an.
Unter den Fahrern fand man Namen wie Niki Lauda, Jody Scheckter, James Hunt, Clay Regazzoni, Mario Andretti, Ronnie Petterson, Emmerson Fittipaldi, Jochen Mass, Hans-Joachim Stuck und Hans Heyer. Hans Heyer schrieb am 31 Juli 1977 eine ganz besondere und bis heute einzigartige Motorsport Geschichte am Hockenheimring.
Hans Heyer aus Mönchengladbach ist tatsächlich einer der besten Rennfahrer Deutschlands.
Kaum einer kennt heute noch die Leistungen des Mönchengladbachers. Er kann in seiner Karriere auf drei Titel der Deutschen Rennsportmeisterschaft, welche wir heute als die DTM kennen, zurückblicken. Ebenfalls gelang es ihm dreimal die 24-Stunden von Spa-Francochamps zu gewinnen.
Und gerade im Kartsport ist Hans Heyer bis heute der erfolgreichste Fahrer in Deutschland.
Ihm gelang es zwei mal WM-Zweiter, vier mal Europameister, zwei mal niederländischer Meister und viermal deutscher Meister zu werden.
Was sich Hans Heyer 1977 noch wünschte, war es einmal bei der Formel 1 anzutreten. Dies gelang ihm auch in diesem Jahr in Hockenheim. Er bekam, ohne vorher wirklich mit einem Formel 1 Boliden gefahren zu sein, die Chance für das Team ATS Racing in einem Penske PC4 an den Start zu gehen.
Es ist sicherlich das Größte für einen Fahrer sein Heimrennen in der höchsten Klasse zu bestreiten.
Von insgesamt 30 Teilnehmern wurden nur 24 zum Start beim Grand Prix zugelassen.
Hans Heyer hatte nur wenig Zeit, gerade mal eine Stunde, um sich mit dem Auto vertraut zu machen und belegte den 27. Platz in der Qualifikation. Auf den letzten Qualifizierten, Héctor Rebaque auf Platz 24 fehlten ihm gerade einmal vier Zehntelsekunden.
Doch da ergriff der Mönchengladbacher Rennfahrer Hans Heyer eine gewagten Plan, der in die Geschichte der bunten Welt der Formel 1 einging.
Hans Heyer war aufgrund seiner Leistungen im Motorsport kein Unbekannter in Deutschland und kannte am Hockenheimring viele Leute.
Hans Heyer: „Ich habe mein Auto an einer strategisch günstigen Stelle platziert und gewartet. Die Grid-Girls waren damals Gokart-Fahrerinnen, und ich kannte die meisten von ihnen gut. Ich sagte: Mädels, wenn ihr von der Startaufstellung zurückkommt, dann stellt euch um mein Auto herum und gebt mir Sichtschutz.“
Und genauso passierte es dann. Die Grid-Girls positionierten sich um den ATS Formel 1 von Heyer.
Das Rennen wurde gestartet und das Feld aus Formel 1 Boliden ging in die erste Kurve.
Was den Fans aber nicht verborgen blieb, ist dass sich nun auch Hans Heyer hinter dem Starterfeld einreihte. Unter dem Jubel der tausenden Fans macht sich der dritte deutsche Fahrer Hans Heyer nach Hans-Joachim Stuck im Brabham Alfa und Jochen Mass im McLaren auf die Reise dem Starterfeld auf dem Hockenheimring hinterher zu jagen.
Die Rennleitung war von diesem gewagten Manöver von Hans Heyer so verblüfft, dass es eine ganze Weile dauerte bis Ihnen klar wurde: Moment mal! Der sollte hier gar nicht mitfahren.
Bevor für Hans Heyer die schwarze Flagge gezeigt werden konnte, rollte er mit seinem Penske PC4 und einem Getriebeschaden aus. Und das Rennen war somit so oder so für Ihnen vorbei.
Natürlich blieb so ein Verhalten nicht ungestraft und Hans Heyer wurde vom Welt-Autoverband mit einer Grand Prix Sperre belegt.
Aber wirklich hart traf Hans Heyer diese Strafe nie, da er eh nicht mehr vor hatte ein weiteres Formel 1 Rennen zu bestreiten.
Diese Geschichte bringt uns sicherlich alle zum Lächeln, doch sowas wäre heute nicht mehr möglich.
Das Rennen endete übrigens für einen weiteren Deutschen Fahrer auf dem Podium
Das Podium am 31 Juli 1977 am Hockenheimring war wie folgt:
1. Niki Lauda (AUT) im Ferrari
2. Jody Scheckter (ZAF) im Wolf
3. Hans-Joachim Stuck (GER) im Brabham
Bild unten: Hans Heyer 2011
Text: Chris Sass | Sass MotorBlog
Bild: Wikipedia
Grafik: Chris Sass | Sass MotorMedia